Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Herrn Bundesrat D.E. Burkhalter
Schwanengasse 2
CH-3003 Bern 

Sehr geehrter Herr Bundesrat

Ich bitte Sie um Kenntnisnahme dieses offenen Briefes.

Es befremdet mich sehr, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Kündigung des Tarifvertrages Physiotherapie so interpretiert, dass zwar seit dem 1. Juli 2011 ein vertragsloser Zustand herrscht, gleichzeitig aber kein tarifloser Zustand eintritt. Somit hat die vom Bundesrat genehmigte Einzelleistungstarifstruktur aus dem Jahre 1998 weiterhin ihre Gültigkeit. Das kann man auch anders sehen, wie von einem Spezialisten des Gesundheitsrechts in einem Gutachten dargelegt wurde.

Mit dem Vorgehen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) werde ich und alle meine selbständigen Berufskolleginnen und Berufskollegen weiterhin an die bestehenden Strukturen gebunden. Innovative Entwicklungen in unserer Berufsgruppe werden im Keime erstickt.

Das meiner Meinung nach berechtigte Anliegen einer fairen Anpassung des seit 13 Jahren bestehenden Tarifes, wird bis auf unbestimmte Zeit verunmöglicht.

Es machte mich richtiggehend wütend, als ich von Tarifsuisse AG (ehemals Santésuisse) via E-Mail ein persönliches Schreiben erhielt, welches übrigens an alle Mitglieder des offiziellen Schweizer Physiotherapie Verbandes physioswiss mit eigener ZSR – Nummer versendet wurde, welches mich dazu einlädt, einem sogenannten „neuen nationalen Tarifvertrag“ beizutreten (zu den bisherigen zu tiefen Konditionen notabene). Nur schon die Formulierung „nationaler Tarifvertrag“ wirkte auf mich irreführend und erweckt in mir noch heute den Eindruck, dass hier von Seiten Tarifsuisse AG versucht wird, die Mitglieder des Schweizer Physiotherapie Verbandes weiter zu verunsichern, mit dem Ziel uns Physiotherapeuten untereinander zu entzweien. Dass Tarifsuisse AG  den Vertrag mit der ASPI auch in der Öffentlichkeit als nationale Lösung verkündete, erachte ich als grobfahrlässige Irreführung der Patientinnen und Patienten sowie der Leistungserbringer.

Die blockierte Tarifsituation, wie auch das fehlende politische Interesse für unser Anliegen, empfinde ich als Beleidigung gegenüber meinen Bemühungen in der täglichen Arbeit, zusammen mit meinen Kundinnen und Kunden bestmögliche und kostengünstige Lösungen für ihre gesundheitlichen Probleme zu erarbeiten.

Tarifsuisse AG ist der Meinung, die heutigen Tarife seien gerechtfertigt und die Attraktivität meines Berufsstandes sei vorhanden, da es immer mehr selbständige Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen gäbe. Die steigende Anzahl der Behandlungen belege dies ebenfalls.

Ich denke, dass es unter Anderem immer mehr Behandlungen gibt, weil einerseits die Bevölkerungszahl zunimmt und neben den akuten Erkrankungen / Verletzungen auch immer mehr Menschen unter chronischen Beschwerden leiden.

Im Weiteren merken die Kundinnen und Kunden, dass sie von uns auf der fachlichen, der methodischen sowie der sozialen Kompetenzebene äusserst professionell begleitet und betreut werden.

Wir bilden uns dauernd weiter, lesen wissenschaftliche Publikationen, besuchen Kongresse, nehmen an Qualitätszirkeln teil, arbeiten wo immer möglich evidenzbasiert, tauschen uns mit Ärzten, Physiokollegen, Wissenschaftlern, Psychologen und Pädagogen aus, um möglichst effizient und wirtschaftlich zu arbeiten.

All dies geschieht ohne den Kunden / die Kundin zu vergessen, denn der Mensch steht bei unserer täglichen Arbeit immer noch im Zentrum.

Das soll auch so bleiben, dazu muss sich aber unsere Leistung, unser Engagement lohnen!

Deshalb sind wir auf einen fairen und zeitgemässen Tarif angewiesen.

Von Ihnen Herr Bundesrat Burkhalter erwarte ich, dass Sie den Vertrag zwischen Tarifsuisse AG und der Association suisse des physiothérapeutes indépendant (ASPI), welche gerade mal ca 200 Physiotherapeuten vertritt, keinesfalls als nationale Lösung akzeptieren, sondern diesen Vertrag höchstens als eine kantonale Lösung zwischen Tarifsuisse AG und ASPI im Kanton Waadt genehmigen. Der Schweizer Physiotherapie Verband physioswiss vertritt mehr als 5000 selbständige Physiotherapeuten in der Schweiz und unterstützt das Vorgehen von Tarifsuisse AG und ASPI meines Wissens nicht.

Ich wünsche mir, dass Sie und der Gesamtbundesrat sich für unsere Berufsgruppe einsetzen und mithelfen, dass wir in Zukunft für unsere Leistungen entsprechend fair entschädigt werden.

 

Mit bestem Dank und freundlichem Gruss

Christoph Bähler

 

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Christoph Bähler

Dipl. Physiotherapeut FH

Lindenmoosstrasse 8

8910 Affoltern am Albis

Tel: 043 541 02 76

Web: www.physiotherapie-affoltern.ch

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